
Die BSW-Fraktion in der Regionsversammlung Hannover zeigt sich enttäuscht über die wenig konkreten und teils ausweichenden Antworten der Verwaltung auf ihre Anfrage zur Ausbildungssituation junger Menschen in der Region (Drs. 4001 (V) AaA). Vor dem Hintergrund eines sich verschärfenden Fachkräftemangels und alarmierender bundesweiter Entwicklungen sei die Antwort zu unverbindlich, intransparent und an entscheidenden Stellen schlicht unzureichend.
„Wir haben klare Fragen gestellt – und erhalten vielfach Verweise auf allgemeine Zuständigkeiten, grobe Schätzwerte oder Maßnahmenbeschreibungen ohne Aussagekraft zur Wirkung“, kritisiert die BSW-Fraktion „Das wird der Dringlichkeit des Themas nicht gerecht.“
Besonders irritiert zeigt sich die BSW-Fraktion darüber, dass die Verwaltung keine belastbaren regionalen Daten zu Ausbildungsabbrüchen vorlegen kann. Stattdessen wird auf landesweite Durchschnittswerte und Modellberechnungen verwiesen. Wenn wir nicht einmal wissen, wie viele junge Menschen in der Region ihre Ausbildung abbrechen und aus welchen Gründen, wie sollen dann passgenaue Unterstützungsangebote entwickelt werden?
Die offizielle Arbeitslosenquote von über 25 % bei jungen Menschen ohne Berufsabschluss in der Region Hannover ist alarmierend. Dass dem kein strukturiertes Konzept mit verbindlichen Zielzahlen und Erfolgskontrollen gegenübersteht, sieht die BSW-Fraktion als klares Versäumnis an. Die Maßnahmen lesen sich wie eine lose Sammlung guter Absichten, aber weder ihre Reichweite noch ihre Wirkung werden benannt.
Auch bei der Anerkennung informeller Kompetenzen und ausländischer Abschlüsse gibt es erhebliche Defizite. Die Zahlen der IHK und HWK zur Gleichwertigkeitsprüfung zeigen zwar zunehmende Anträge, lassen aber jede Aussage zur tatsächlichen Integration der Anerkannten in qualifizierte Beschäftigung vermissen. „Wie viele dieser Menschen schaffen den Schritt in den Arbeitsmarkt? Wie viele stehen trotz anerkannter Abschlüsse weiter ohne Perspektive da?“, fragt die BSW kritisch.
„Ausbildungslots*innen“ und Teilqualifikationen – gute Ansätze, aber kein Plan zur Skalierung
Programme wie die „Ausbildungslots*innen“ oder Teilqualifikationen werden als gute Ansätze gesehen, doch kritisiert die BSW-Fraktion, dass kein belastbares Konzept zur Weiterentwicklung oder Ausweitung dieser Maßnahmen erkennbar ist. Die Zahl von rund 170 geförderten Teilqualifikationen im Jahr 2024 erscheint angesichts des tatsächlichen Qualifizierungsbedarfs zu gering.
Die Verwaltung bleibt konkrete Antworten auf entscheidende Fragen schuldig: Wie groß ist das Problem in der Region tatsächlich? Welche Maßnahmen wirken – und welche nicht? Welche Zielzahlen verfolgt die Region bis 2030?
Wir erwarten keine rhetorische Schönwetterpolitik, sondern eine ehrliche Bestandsaufnahme und eine offensive Strategie zur Qualifizierung junger Menschen – unabhängig von Herkunft und Bildungsbiografie“, so das Fazit der BSW-Fraktion.
Die Fraktion kündigt an, das Thema in der Regionsversammlung erneut aufzugreifen und eine ausführliche Debatte über Zielsetzungen, Mittelverwendung und Wirksamkeitskontrollen anzustoßen.